Journalistik, und jetzt? Alternative Berufswege

23.07.2017

Ein Journalistik-Studium führt nicht immer unbedingt in einen Job als Journalist oder Journalistin. Von ihren Erfahrungen in verwandten Berufsfeldern haben in Eichstätt vier Absolventen berichtet: Christian Mihr (Geschäftsführer bei der Nichtregierungsorganisation „Reporter ohne Grenzen“), Miriam Leunissen (Gründerin der Text- und PR-Agentur comm:motions), Steffen Doersam (Geschäftsführer des Unternehmens „Social Sweethearts“) und Kinderbuch-Autorin Margit Auer.

Vom Journalisten zum Vorkämpfer für Journalisten-Rechte: Christian Mihr (Foto: C. Klenk)

Christian Mihr hat sein Berufsleben als Lokaljournalist begonnen. Nach dem Studium in Eichstätt hätte er, so erzählt er, fast eine wissenschaftliche Karriere eingeschlagen. Dochaufgrund seines Interesses für Lateinamerika und Russland kam nach journalistischen Stationen in Deutschland und Ecuador der Kontakt zu „Reporter ohne Grenzen“ zu Stande. „Dort bin ich der erste Journalist auf dem Posten des Geschäftsführers“, sagt Mihr. Das Fachwissen aus dem Studium bringe ihm Glaubwürdigkeit. Doch seine Arbeitstage sehen deutlich anders aus, als in einer Redaktion: Mihr kümmert sich um Verwaltungsaufgaben, pflegt den Kontakt zu Spendern und macht viel politische Arbeit – so zum Beispiel bei einer Anhörung zum Netzwerkdurchsetzungsgesetz. „Am gewöhnungsbedürftigsten war es für mich, selbst interviewt zu werden“, verrät er. Und gibt zu, dass er sich manchmal über Kollegen ärgert, die schlecht vorbereitet zum Interviewtermin erscheinen.

Miriam Leunissen sieht es für ihre Arbeit in einer Agentur als großes Plus, dass sie im Rahmen ihrer Ausbildung die verschiedensten Medien kennengelernt hat. „Dadurch kann ich mit den Kollegen in den Redaktionen auf Augenhöhe reden.“ Im PR-Bereich gelandet ist sie nach dem Studium über verschiedene Projekte in Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Definitiv ein anderer Job als Journalismus sei das, findet sie: „Nicht nur die andere Seite des Schreibtisches.“ Es gehe viel um Beratung, Organisation, und Projektmanagement. Vor allem die Fähigkeit, Strategien zu entwickeln, sei gefragt.

Nach seinem Studium in Eichstätt hat Steffen Doersam zunächst beim Wirtschafts-Magazin „Focus Money“ gearbeitet. Schon seit der Schulzeit war er auch selbstständig tätig und entschloss sich schließlich, komplett auf die eigenen Unternehmungen zu setzen. Mit zwei weiteren Gründern rief er das Online-Technologie- und Verlagsunternehmen „Social Sweethearts“ ins Leben. Besonders wichtig aus seiner Sicht: „Gute Geschäftspartner, auf die man sich verlassen kann.“ Die Firma hat an zwei Standorten (Köln und München) mittlerweile 100 Mitarbeiter aus über 30 Ländern. Das Produkt: Sogenannter „feel-good-content“ – also familientaugliche Inhalte wie Quizspiele, Rezepte, Videos oder Persönlichkeitstests. Und was ist das Journalistische daran? „Immer neugierig sein, immer dazulernen, immer Fragen stellen“, sagt Doersam. Außerdem sei es wichtig, Inhalte einschätzen zu können, zu wissen, was viral gehen könne.

Margit Auer ist mittlerweile Bestseller-Autorin (Foto: C. Klenk)

Margit Auer ist mittlerweile Bestseller-Autorin (Foto: C. Klenk)

Mit der Kinderbuch-Reihe „Die Schule der magischen Tiere“ hat Margit Auer einen Bestseller gelandet, der mittlerweile international erfolgreich ist. Doch der Weg dahin war lang – ihr erstes Buch habe sich im ersten Jahr nur 2.000 Mal verkauft, verrät die Autorin. Finanziell habe sich das noch nicht gelohnt. Aber die Tatsache, dass sie ein Buch vorzuweisen hatte, half ihr, eine Agentin zu finden – der erste Schritt ins professionelle Schriftsteller-Dasein. Etwas Glück kam dazu, und so konnte sie vor 10 Jahren die Tätigkeit als freie Journalistin an den Nagel hängen. Seitdem ist sie hauptberuflich Schriftstellerin. Und das mit viel Disziplin: „Ich arbeite jeden Tag“, sagt sie. Schreibblockaden? Kennt Auer nicht: „Die Ideen für ein Buch habe ich schon vor dem Schreiben zusammen.“ Je nach Laune schreibe sie an einem Buch weiter, oder korrigiere und überarbeite schon vorhandene Teile. Seit ihre eigenen Kinder größer sind, hält sie den Kontakt zu ihrem jungen Publikum vor allem bei Lesungen. Und merkt dort zum Beispiel, wenn sie einer Figur etwas zu grobe Schimpfwörter in den Mund gelegt hat: „‘Du blöder Idiot‘ – da zucken Zweitklässler zusammen!“

von Iris Volk