Der harte Weg zum Scoop – Investigative Recherche

24.06.2017
Engelbert Hopf (links) moderierte das Gespräch zwischen Frederik Obermaier (Mitte, per Skype) und Ulrich Wolf (rechts).

Engelbert Hopf (links) moderierte das Gespräch zwischen Frederik Obermaier (Mitte, per Skype) und Ulrich Wolf (rechts). Foto: C. Klenk

Im Panel zur „Investigativen Recherche“ berichteten Ulrich Wolf von der „Sächsischen Zeitung“ und Frederik Obermaier, Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“ und zugeschaltet über Skype, aus ihrem Berufsalltag. Im Regionalen geht Ulrich Wolf etwa den Machenschaften rechter Gruppierungen oder den Verstrickungen von Landespolitikern nach. Frederik Obermaier ist durch seine Mitarbeit an der Panama-Papers-Recherche nicht nur bundesweit bekannt geworden.

Investigativ heißt nicht: Informationen vorab erhalten

Ihre Arbeitsbedingungen bezeichneten die beiden als „extremen Luxus“, denn sie haben noch Zeit für ihre Recherchen. Frederik Obermaiers Team aus acht Journalisten auch schon einmal ein halbes Jahr. Damit steigt jedoch auch der Druck, denn die publizierte Geschichte müsse dann auch „Wellen schlagen“, wie er sagt. Das Investigativ-Team der „Sächsischen Zeitung“ umfasst zwei Reporter – keine Selbstverständlichkeit bei einer Regionalzeitung, aber in Zeiten von Diskussionen um „Fake News“ und „Lügenpresse“ durchaus ein Trend. Journalisten sollten dabei jedoch nicht vergessen, dass „investigativ“ mehr sei, als eine Information vorab zu erhalten, die ohnehin von mehreren Medien veröffentlich werden wird. Es gehe darum, etwas ans Licht zu bringen, dass sonst unbekannt geblieben wäre.

Trotz der zunehmenden Schnelllebigkeit im Netz und dem Streben nach hohen Klickzahlen sollten Journalisten gründlicher recherchieren, nachfragen, einordnen, „unbequem und kritisch“ sein. Dabei könnten Lokal- und Regionalzeitungen laut Ulrich Wolf die Erkenntnisse von Rechercheteams größerer Verlage oder anderer Zusammenschlüsse noch viel besser nutzen. Er hat dies mit einem Teil des Panama-Papers-Datensatzes getan. Dabei wurde allerdings auch ein frustrierender Aspekt seines Jobs deutlich: Der Artikel hatte zwar erst für Aufsehen gesorgt, der mutmaßliche Steuerhinterzieher hat aber keinerlei Konsequenzen davontragen müssen.

Bestechungsversuche und Drohungen

Beide Redakteure hatten schon mehrmals Klagen von großen Kanzleien auf dem Tisch. „Anfangs hat mich das verunsichert. Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht wirklich einen Fehler in der Recherche gemacht habe. Aber irgendwann wird es zur Routine, vor einer solchen Drohkulisse zu arbeiten“, sagte Frederik Obermaier. Bei Ulrich Wolf wurde versucht, ihn mit Geld zu bestechen. Er und seine Familie erhielten Drohungen. Auch wenn ihn das mitgenommen habe, sollten Journalisten nicht vor solchen Auseinandersetzungen zurückschrecken und noch stärker für Pressefreiheit, Daten- und Informanten-Schutz eintreten. Dabei sollten sie sich selber schützen – etwa, indem ihre Adresse nicht öffentlich einsehbar sei, ihr Name nicht an der eigenen Haustüre stehe oder durch verschlüsselte Kommunikation mit Informanten. Verlagsanwälte könnten sich besser austauschen, um ihre Position gegenüber Privatkanzleien zu stärken. „Im Vergleich zu Kollegen in der Türkei und Russland leben und arbeiten wir hier in Deutschland sehr sicher. Das sollten wir nicht vergessen“, mahnte Frederik Obermaier.

von Katrin Schmermund