Get Together 2016 in Berlin

03.09.2016

9. April 2016 – Zeit für das jährliche AEJ-Treffen. Diesmal fand es in den Räumlichkeiten der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) in Berlin statt. Auf der Tagesordnung: neben der jährlichen Mitgliederversammlung auch ein Rahmenprogramm. Zuerst berichtete ROG-Geschäftsführer und AEJ-Mitglied Christian Mihr von seiner Arbeit, die angesichts fortschreitender Einschränkungen der Pressefreiheit, auch in europäischen Ländern, nicht einfacher wird. Ein ausführliches Interview mit Christian Mihr demnächst auf aejonline.de.

Mitgliederversammlung bei "Reporter ohne Grenzen"

Mitgliederversammlung bei „Reporter ohne Grenzen“

Als Referent war außerdem Journalist Sebastian Schöbel zu Gast. Er ist für die ARD als Junior-Korrespondent in Brüssel tätig. An normalen Tagen berichtet er von dort zum Beispiel über Europapolitik. Den AEJ-Mitgliedern beschrieb er, wie er den 22. März 2016, den Tag der Anschläge in Brüssel, erlebt hat:

Ein Anruf aus der Redaktion hatte ihn beim Frühstück über den Anschlag am Flughafen informiert. Wichtigste Frage: „Wann kannst Du live sein?“ Mit dem Fahrrad fuhr Schöbel daraufhin ins Studio. An seinem Arbeitsplatz angekommen, brach im Studio plötzlich Unruhe aus. Irgendwas schien auf der Straße los zu sein. Auf Twitter las er von einem zweiten Anschlag in der U-Bahnstation Maelbeek. „Das ließ sich schnell verifizieren“, so Schöbel. Ein Blick aus dem Fenster brachte die Gewissheit, denn das ARD-Studio liegt direkt an dieser U-Bahn-Station.

Ein Tag in Telefon-Schalten

Den Rest des Tages verbrachte der Korrespondent in Telefon-Schalten mit den Heimatsendern, die ihre Zuhörer so oft wie möglich live auf den aktuellsten Stand bringen wollten. Informationen musste er sich von Twitter, der Plattform politico.eu, vom Belgischen Fernsehen oder der BBC besorgen, denn: „Wir durften nicht raus.“ Aus Sicherheitsgründen durften die Gebäude rund um die U-Bahnstation Maelbeek nicht verlassen werden.

Trotzdem fragten die Kollegen aus Deutschland in den Interviews natürlich nach der „Stimmung in der Stadt“ – eine Frage, die Schöbel nur indirekt beantworten konnte. Eine Kollege, der während der Anschläge noch zu Hause gewesen war, hatte es da etwas einfacher. Er war nicht im Studio „eingeschlossen“; konnte sich frei bewegen. „Er hatte mehr Stadt“, resümiert Schöbel die Arbeit des Kollegen.

Ganz praktische Probleme

Neben der unbefriedigenden Recherchesituation, die Schöbel auch in einem Blogbeitrag für die electronic media school (ems) des rbb beschreibt, brachte das auch ganz praktische Probleme mit sich: „Wir hatten nichts zu essen. Wir konnten uns nicht einmal eine Pizza bestellen, denn der Pizzaservice wäre nicht durchgekommen.“ Aber trotzdem folgte eine Schalte auf die andere.

Was das zweite große Problem für die Berichterstattung an diesem Tag war. Denn die vier Sender rbb, HR, SR und radiobremen wollten von ihrem Mann in Brüssel beliefert werden. Zwar arbeiten noch andere ARD-Hörfunkkorrespondenten im Brüsseler Studio – aber für andere Landesrundfunkanstalten. Ein Austausch untereinander ist normalerweise nicht vorgesehen. Dadurch wäre ohnehin keine Zeit für Recherchen vor Ort gewesen. Ein Organisationsproblem, das die Zuhörer ansprachen und das auch Schöbel selbst durchaus kritisch sieht. Aber: „Die belgischen Kollegen hätten umgekehrt zum Beispiel in Berlin genauso gearbeitet.“

Die AEJ-Mitglieder in Berlin

Die AEJ-Mitglieder in Berlin