Große Feier für kleines Jubiläum

11.11.2007
10 Jahre AEJ

10 Jahre AEJ

Zehn Jahre sind für einen Absolventenverein kein besonders beeindruckendes Alter. Wenn der dazugehörige Studiengang allerdings erst seit 24 Jahren besteht, sind zehn Jahre wiederum eine ziemlich lange Zeit – und ein Anlass, dieses kleine große Jubiläum gebührend zu feiern.

Dabei ging es am 10. November 2007 weniger um den Blick zurück als um die Gegenwart des Journalistenberufs, aber auch um die Zukunft des Eichstätter Journalistik-Studiengangs. Dazu waren 30 Absolventen noch einmal ins Waisenhaus gekommen, wo der aej fast auf den Tag genau zehn Jahre zuvor gegründet wurde. Auch viele Studenten schauten im Laufe des Tages vorbei. Sie trugen auf diese Weise zu einer rundum gelungenen Jubiläumsveranstaltung bei, die das Vorbereitungsteam um Maria Magdalena Held, Michael Harnischmacher, Katrin Straßer und Christian Klenk organisiert hatte.

Ganz ohne Nostalgie lässt sich ein Jubiläum allerdings auch nicht feiern. Zu Beginn des Programms am Morgen diskutierten die Professoren Jürgen Wilke, der den Studiengang von 1984 bis 1988 maßgeblich mit aufgebaut hatte, Walter Hömberg und der kürzlich berufene Klaus-Dieter Altmeppen auf dem Podium über das Thema „Journalistik – gestern, heute, morgen“. Dass dabei die eine oder andere Anekdote aus früheren Zeiten noch einmal ausgegraben wurde, versteht sich von selbst. Wilke berichtete von der Skepsis gegenüber einer universitären Journalistenausbildung, die ihm und dem Studiengang zu Beginn noch entgegengebracht wurde. Hömberg erinnerte daran, wie die Diplomanden einst ihre praktische Prüfung an mechanischen Schreibmaschinen ablegten. Nicht ohne Stolz zitierte er Rankings, nach denen Eichstätt gleich in mehreren Kategorien unangefochten an der Spitze liege: Der Studiengang habe im Vergleich zu anderen Journalistik-Studiengängen die kürzeste Studiendauer, die geringste Abbrecherquote – und die meisten Ehepaare hervorgebracht (siehe auch Hömbergs Beitrag auf Seite 9). Altmeppen, der zum Wintersemester 2007/08 den Lehrstuhl II übernommen hat, skizzierte, wie er sich die Journalistik der Zukunft – dann auch als Bachelor-Studiengang – vorstellt. Public Relations seien nichts, was den Stempel „iiih, bäh!“ verdiene, sagte Altmeppen. Er äußerte aber die Sorge, dass die Grenzen zwischen Journalismus und PR durch die personelle Ausdünnung der Redaktionen weiter voranschreite – was wiederum die Notwendigkeit einer guten journalistischen Ausbildung unterstreiche. Überhaupt war der Klassiker „Journalismus und PR“ das am meisten diskutierte Thema der Veranstaltung. Mehrere Absolventen, die es in die Öffentlichkeitsarbeit großer Unternehmen gezogen hat, berichteten, dass die Ausbildung in Eichstätt ein gutes Fundament für ihre heutige Arbeit gelegt habe. Richard Auer bemängelte, dass die wenigsten Absolventen noch in der Tagespresse unterkämen und stellte fest, dass Diplom-Journalisten dort nach wie vor mit Reserven begegnet werde. Süffisant verwies Hömberg in diesem Zusammenhang auf das „doppelt so hohe Gehalt“, das in der PR angeblich gezahlt werde. Ob dieser Hinweis dazu führte, dass sich besonders viele Studenten für den spontan eingerichteten PR-Workshop unter der Leitung von Thomas Pleil und Florian Dötterl interessierten, lässt sich nur vermuten.

Ein zweiter Workshop knüpfte parallel dazu an Klaus Meiers Vortrag an, in dem es zuvor um aktuelle Trends im Journalismus gegangen war. Im Zentrum der Diskussion standen dabei die fortschreitende Integration von Print und Online und die Entwicklung hin zu Newsroom-Strukturen in den Redaktionen. Am Ende stand die Frage im Raum: Müssen Redakteure künftig alle medialen Ausgabekanäle von Online bis Podcast beherrschen und im Redaktionsalltag auch bedienen? Oder reicht es aus, dass sie deren Logik verstehen und bei ihrer Arbeitstets daran denken, welche speziellen Anforderungen die einzelnen Kanäle haben?

Nach der Mittagspause und einer Besichtigung der inzwischen auf digitale Technik umgerüsteten Fernseh- und Hörfunkstudios in der Orangerie berichteten aej-Mitglieder von ihrer Arbeit im Ausland. Dazu meldete sich Elfriede Fürsich, Professorin für Kommunikationswissenschaft am Boston College, per Videoschaltung aus den USA. Andreas Klinner, bis vergangenen Sommer Vatikan-Korrespondent des ZDF, wurde ebenfalls zugeschaltet. Auf dem Podium in Eichstätt berichtete Andrea Sophie Jannusch von ihrer Arbeit bei der katholischen Medienberatung Catholic Media Council (Cameco), für die sie kirchliche Einrichtungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas betreut.

10 Jahre AEJ

10 Jahre AEJ

Humoristischer Höhepunkt des Panels war das Eingeständnis Klinners, einen kleinen Trick angewandt zu haben, um sich vor seiner Rückkehr aus dem Vatikan noch gemeinsam mit dem Papst fotografieren zu lassen. Um bei einer Generalaudienz Benedikt XVI. so lange an seiner Seite zu halten, bis der päpstliche Fotograf sein Bild schießen konnte, habe er den Papst etwas angeschwindelt und ihm erzählt, dass er nach Deutschland zurückgehe, um eine Familie zu gründen, erzählte Klinner. „Sie haben den Papst angelogen“, stellte Hömberg trocken fest – und trug Klinner als Buße auf, jetzt tatsächlich schleunigst eine Familie zu gründen.

Dass es die Eichstätter Journalisten nicht nur im Kopf, sondern auch in den Beinen haben, hatte eigentlich das Gipfeltreffen zwischen Studenten und Ehemaligen auf dem Fußballplatz unter Beweis stellen sollen. Allerdings machte der frühe bayerische Winter einen Strich durch diese Rechnung, ohnehin aber hätte der Trainer der AEJ-Auswahl Schwierigkeiten gehabt, ausreichend Spieler für eine Mannschaft zusammenzukratzen. Stattdessen gingen Studenten wie Ehemalige am Abend gleich zur dritten Halbzeit über. Im Waisenhaus klang das Jubiläum bei Spezialitäten der Hofmühl-Brauerei und Musik von DJ Harnischmacher aus – wobei die Absolventen unter Beweis stellten, dass sie das Feiern nicht verlernt haben. So gesehen sind zehn Jahre dann doch keine richtig lange Zeit.

Thomas Steinmann