Konsens statt Kompromisse

01.11.2018

von Miriam Leunissen

Tablet mit Notizen

Nicht jeder Konflikt muss bearbeitet werden. Ist ein Konflikt jedoch so belastend oder schädlich, dass man aktiv werden möchte, um ihn zu lösen, dann gibt es einige Vorgehensweisen, die die Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen – oder wahlweise gegen Null tangieren lassen. Das wurde schnell klar am Seminartag „Konflikte erfolgreich lösen“, vor der Mitgliederversammlung 2018 des AEJ, Anfang September im Haus des Bayerischen Rundfunks, zentral in München.

Angeboten wurde der Workshop auf Initiative der Mitgliederversammlung des Jahres zuvor.  Dort war entschieden worden, zur Attraktivitätssteigerung der nächsten Mitgliederversammlung und um die Anreise lohnender zu machen, am selben Tag einen Workshop zu veranstalten. Dessen Thema sollte aus dem Soft Skill-Umfeld, und damit unabhängig vom konkreten Arbeitsgebiet für jeden Absolventen und jede Absolventin potentiell attraktiv sein. 11 weibliche und ein männliches Mitglied des AEJ nahmen dieses Angebot an und diskutierten mit dem professionellen Medien-Teamtrainer und Change-Management Experten Mario Graff über verschiedene Konflikttypen, Auslöser, sowie Lösungsstrategien typischer beruflicher wie auch persönlicher Konfliktherde.

Mario GraffFlucht, Kampf oder Unterordnung?

Sehr hilfreich, um auch bei erhitztem Gemüt oder gekränktem Selbst wieder den notwendigen rationalen Schritt zurücktreten zu können war es, zunächst von Graff demonstriert zu bekommen, dass sich fast jeder Konflikt auf acht zentrale Konfliktauslöser zurückführen lässt. Auch im Umgang mit Konflikten gebe es im Wesentlichen nur wenige klassische Muster: Flucht, Kampf, Unterordnung, Delegation, Kompromiss und Konsens. – Hier, so der studierte Pädagoge, Psychologe und Soziologe Graff, „Im Wesentlichen nach Ratsamkeit gestaffelt.“

An diesem Punkt brach eine kleine Revolte aus. Es fiel schwer, sich vom „Kompromiss“, als seit der Kindheit erlernter Königsdisziplin für den Umgang mit unterschiedlichen Interessen als Goldstandard zu verabschieden. Die Replik, „bei einem Kompromiss haben letztlich beide Parteien das Gefühl, etwas verloren zu haben, beim Konsens dagegen empfinden sich beide Parteien als Gewinner“, klärte die Situation. Konsequent leitete der Workshop dann auch über die Strategien zur Konfliktlösung und die Grundsätze des aktiven Zuhörens, sowie Warnungen vor den Menetekeln der Selbsterfüllenden Prophezeiung, zur Harvard-Methode zur Erzielung einer solchen konsensgetriebenen WIN-WIN-Situation über.

Beispiele aus dem Alltag

Diese wurde nachmittags in Kleingruppen an frei gewählten praktischen Beispielen aus dem Alltag der TeilnehmerInnen erprobt und diskutiert. Besonders deutlich zu Tage trat dabei neben der Wahl der richtigen –  z.B. der hierarchischen Situation angemessenen – Lösungsstrategie und des richtigen Zeitpunkts, erneut die große Bedeutung der Klarheit und Zugewandtheit für eine erfolgreiche Konfliktlösung; sowohl bezüglich der Erkenntnis des Problemgegenstands und der Lösungsoptionen, als auch bezüglich der Kommunikation im Konfliktlösungsprozess.

Die Feedbackrunde ergab durchweg positive Erlebnisse. Sehr zufrieden äußerten sich auch diejenigen TeilnehmerInnen, die primär wegen des Wiedersehens beim AEJ und weniger wegen des Themas teilgenommen hatten. Es gab ein klares Votum, in der folgenden Mitgliederversammlung ein Brainstorming zu weiteren SoftSkill-, aber auch übergreifende Medientrend-Themen für weitere Workshops vor den zukünftigen Mitgliederversammlungen zu machen.