Seit beinahe drei Jahrzehnten gibt es in Eichstätt das Uniradio Pegasus. Die wöchentlich von KU-Studierenden produzierte Sendung lief nach ihrem Sendestart 1996 zunächst bei Radio IN, inzwischen wird sie immer donnerstags um 19 Uhr bei Radio Galaxy Ingolstadt ausgestrahlt. Seit zehn Jahren ist Radio Pegasus auch ein eingetragener Verein. Dessen Jubiläum wurde nun mit prominenten Gästen und einer spannenden Podiumsdiskussion gefeiert. Dabei standen aktuelle Entwicklungen im Journalismus und die Zukunft des Mediums Radio im Fokus.
Der Trägerverein von Radio Pegasus war 2014 gegründet worden, um für die Arbeit der jungen Radiojournalistinnen und -journalisten mehr rechtliche Sicherheit zu schaffen und in Anbetracht des häufigen personellen Wechsels in der Redaktion institutionelle Kontinuität zu gewährleisten. Die Studentinnen und Studenten, die für Pegasus Woche für Woche Beiträge recherchieren, die Sendung moderieren oder Musik auswählen, arbeiten wegen ihres Auslandssemesters oder Studienabschlusses meist nur zwei oder drei Semester lang in der Redaktion mit, ehe im Studio des Journalistikstudiengangs ein neues Team am Schnittcomputer und Mikrofon sitzt. Der Jurist Prof. Dr. Ernst Fricke, Honorarprofessor für Medienrecht an der KU, erklärte sich vor diesem Hintergrund dazu bereit, einen Verein zu gründen – als Vorsitzender steht er seither an dessen Spitze. Fördermitglieder unterstützen mit ihrem Jahresbeitrag die redaktionelle Arbeit. Das Programm ist weiterhin in der Hand der Studierenden, der Verein nimmt auf die Inhalte keinen Einfluss. Radio Pegasus e.V. solle vielmehr eine Schutzfunktion für die Redakteure bieten, sagte Fricke beim Jubiläum und berichtete, dass die Eintragung beim Amtsgericht mit einigem Aufwand verbunden gewesen sei.
Es sei „eine kluge Entscheidung“ gewesen, einen Trägerverein für das Uniradio zu errichten, sagte auch Prof. Roland Bornemann, langjähriger Justiziar der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), die als Landesmedienanstalt die Aufsicht über den privaten Rundfunk in Bayern hat. Bornemann gab in seinem Vortrag einen Überblick zur Entstehung des Privatfunks und dessen rechtliche Rahmenbedingungen in Bayern. Angebote wie Radio Pegasus, das in einem wöchentlichen Sendefenster bei Radio Galaxy läuft, seien medienrechtlich betrachtet „erwünschte Zulieferungen“ zu privaten Programmen. Gleichwohl müsse sich der Zulieferer durch gute Qualität die Wertschätzung erarbeiten bei jener Welle, die das Programm bei sich ausstrahlt. Radio Pegasus bezeichnete Bornemann als „nachhaltiges Projekt zur Ausbildung des journalistischen Nachwuchses“ für den Hörfunk. Er wünschte der Redaktion in Anspielung an das Sendermaskottchen, das geflügelte Pferd: „Seien Sie weiterhin kreativ, lassen Sie sich beflügeln!“
Martin Schelauske (rechts) im Gespräch mit Pegasus-Chefredakteur Yannick Glocker
Nicht selten sind die Nachwuchsredakteure von Radio Pegasus nach ihrem Studium in Eichstätt beruflich beim Hörfunk gelandet und haben von ihren Erfahrungen im universitären Studio profitiert. So etwa Ludwig Haas, heute Reporter bei Radio Charivari in München, oder Nikolai Russ, Moderator bei NDR2 in Hamburg, die beide an der Pegasus-Jubiläumsfeier teilnahmen und auf dem Podium über die Zukunft des Hörfunks diskutierten. Als junge Radiomacher waren sich beide einig: „Radio ist nach wie vor ein großartiges Medium.“ Man könne sich dort als junger Journalist gut ausprobieren, das Medium sei geeignet, Emotionen zu erzeugen, sagte etwa Haas. Auch Martin Schelauske, Geschäftsführer der Funkhäuser Regensburg und Ingolstadt und damit verantwortlich für fünf regionale Privatsender, wies auf den noch immer großen Zuspruch bei den Hörerinnen und Hörern hin. Entgegen aller Prognosen, das Radio werde seine Reichweite an Streamingdienste und Podcasts verlieren, würden noch immer vier von fünf Menschen in Deutschland täglich das Radio einschalten. Im Landkreis Eichstätt sei die Tagesreichweite mit 85 Prozent sogar noch höher als im Landesdurchschnitt.
Das Problem sei nicht der Hörermarkt, so Martin Schelauske, sondern vielmehr der Werbemarkt. Aufgrund der wirtschaftlichen Krise und einbrechenden Werbeerlösen gerieten private Anbieter, die sich alleine durch Werbung finanzieren müssen, zunehmend unter existenziellen Druck. Er forderte von der Medienpolitik faire Rahmenbedingungen für den Privatfunk, damit dieser in Konkurrenz zum gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiter bestehen könne. So dürften nicht zu viele Anbieter in einer Region zugelassen werden. Und die Anforderungen, die ein Programm zu erfüllen habe, müssten für alle Wettbewerber die gleichen sein; Schelauske wies etwa darauf hin, dass die inhaltlichen Vorgaben für Lokalradios in Bayern sehr streng seien, während auf Bundesebene zum Teil Programme lizensiert würden, „die nicht einmal Nachrichten senden müssen“.
Daniela Arnu und Ludwig Haas
Auch kritisierte Schelauske den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der mit seiner Berichterstattung zunehmend in die Lokalberichterstattung dränge und damit den Lokalradios in ihrer Kernkompetenz Konkurrenz mache. Daniela Arnu von der Abteilung Koordination und Entwicklung Audio beim Bayerischen Rundfunk zeigte einerseits Verständnis für die Anliegen der Privaten, verteidigte jedoch zugleich die Ausweitung des Angebots etwa durch eine Lokalisierungsstrategie, digitale Programme oder Podcasts mit dem Versorgungsauftrag. „Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk bezahlen alle Menschen Gebühren, also müssen wir uns auch anstrengen, jeden mit unserem Angebot zu erreichen“, sagte Arnu.
Breiten Raum nahm in der Podiumsdiskussion die Frage ein, inwiefern Künstliche Intelligenz den Radiojournalismus verändern oder gar ersetzen wird. Schelauske sagte, es sei „phänomenal, was technisch heute schon möglich ist“. Testweise habe man senderintern schon mal einen Moderator geklont – die von der KI erzeugte Stimme hätten die eigenen Mitarbeiter kaum von der echten Moderatorenstimme unterscheiden können. Auch in den anderen Sendern wird mit KI-Hilfsmitteln experimentiert, wurde auf dem Podium berichtet. Es dauere wohl nicht mehr lange, bis Verkehrsmeldungen und Wettervorhersagen von der KI gesprochen werden, prophezeite Russ. Bei der Recherche könne KI höchstens ein Hilfsmittel sein, diese aber nicht ersetzen. Radio habe die Aufgabe mit seinem Programm Nähe zu den Hörern zu erzeugen, das könne die KI nicht leisten, sagte Ludwig Haas. Die Morningshow, die Primetime im Radio, werde sicher niemals von künstlichen Stimmen moderiert. „Da werden wir keine Maschine dransetzen, da braucht es Personalities“, sagte auch Daniela Arnu vom BR. Martin Schelauske pflichtete ihr bei: „Menschen machen Radio für Menschen.“

Fotos: Christian Klenk